Auf der Ebene „Gender und Performance“ wird die Aufmerksamkeit darauf gewandt, wie wir unser Gender spielen, inszenieren bzw. performen und in weiterem Sinn auf Konstruktion und De-Konstruktion von Geschlechterrollen. Dabei wird davon ausgegangen, dass es vielfältige Geschlechterrollen gibt (Menschen, Heteros, Bis, Homo, Transgender etc.), die nicht von der Natur festgelegt, sondern verschieden ausagiert und variiert werden können. Das Geschlecht ist performativ (d.h. es wird durch sprachliche Handlungen und bestimmte Verhaltensweisen hergestellt) und kann daher auch verschieden „aufgeführt“ werden. Im Zusammenhang mit Gender-Performance werden nicht nur unterschiedliche Wahrnehmungsmuster beleuchtet, sondern insbesondere Fragen der Identitätsbildung gestellt, d.h. welchen Normen unterliegt unsere Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung.
Gender-Performance führt zu Fragen wie:
Welche Performances von „richtiger“ Weiblichkeit und Männlichkeit gibt es (Auftreten, Kleidung, Bewegung etc. in verschiedenen Räumen)? Wo finden sich solche Bilder (Film, Werbung, Schulbuch, Musikvideos, Lyrik etc.)? Wo gibt es Brüche, Irritationen?
Welche Normen werden in Geschlechterbildern transportiert? (Stichwort: Wie können sich Frauen und Männer „richtig“ verhalten?) Inwiefern beschränken diese Normen die Möglichkeiten der Menschen (und vielleicht auch: was ermöglichen diese Normen?)
Geschlecht tritt nie im „luftleeren“ Raum auf – Gender-Performance fragt auch, wie sich Hierarchien quer zu Geschlecht verhalten. Also: Gibt es Hierarchien zwischen Männern oder zwischen Frauen? Entlang welcher Achsen verlaufen diese Hierarchien? Z.B.: arm/reich, alt/jung, „InländerIn“/“AusländerIn“, hetero-/homosexuell, Position in Institution (z.B. SchülerIn/DirektorIn etc.).
Zentral ist auch die Frage nach Veränderlichkeit und Subversion: Normen und Werte sind nicht stabil und zeitlos – wo finden sich Veränderungsprozesse althergebrachter Bilder? Welche Strategien gibt es, solche Strukturen in Frage zu stellen (spielerisch, aktivistisch, im Theater, in queeren Interventionen etc.)?
Wie performt ihr euch, warum fühlt ihr euch in euren (Gender)Rollen wohl? Ist das nicht Theater-Spiel, Nacheifern bestimmter cooler Rolemodels, speziell in ihren spezifischen „männlichen und weiblichen“ Verhalten, Gesten etc.? Wie bedingen sie euer Handeln?
07.11.2009