Der Begriff „Politics“ stammt aus dem Angloamerikanischen, wo die verschiedenen politischen Dimensionen in drei „Politik“- Begriffen gefasst werden. Während mit Policy der inhaltliche Aspekt, die Politkfelder wie beispielsweise Sozial- oder Budgetpolitik bezeichnet werden, meint Polity die politischen Institutionen, die formale Organisation. Unter Politics wird der prozessuale Aspekt der Politik verstanden. Bei Politics geht es darum, wie Interessen formiert, ausgedrückt und durchgesetzt werden und insofern um Fragen von Macht und Hierarchien. Politics wird demnach in den vielfältigen Prozessen ausgemacht, in denen Machtpositionen ausgehandelt werden – seien es „kleine“ Handlungen im Alltag oder „große“ Strukturen, die durch Institutionen (Gesetz, Schule etc.) reguliert werden.
Im Bereich Gender-Politics liegt das Augenmerk auf jenen Handlungen, in denen bestimmte Vorstellungen von Geschlecht ermöglicht, favorisiert oder ausgeschlossen werden, z.B. durch Mädcheninternate, Regelungen zur geschlechtergerechten Sprache, zu Frisur und Uniform im Polizeidienst usw. Gender-Politics widmet sich aber auch Macht-Prozessen in sozialen Gruppen – also außerhalb von Institutionen – und unterscheidet nach intersektionalen Kategorien wie Ethnizität, Klasse oder Alter. Zentrale Themen sind beispielsweise geschlechtsspezifische Hierarchien, Dominanzstrukturen oder Handlungen, mit denen herrschende Geschlechterkonstruktionen durchgesetzt, verstärkt oder unterwandert werden.
Politics und Gender führt zu Fragen wie:
Welche Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit gibt es? Wie werden sie ausgedrückt und verbreitet? Z.B. in Gesetzen, Medien, politischen Reden, Schulbüchern, Musikvideos, Kunst. Welche dieser Bilder prägen die herrschenden Vorstellungen einer bestimmten Gesellschaft oder sozialen Gruppe?
Welche Normen werden in Geschlechterbildern transportiert? (Stichwort: Wie können sich Frauen und Männer „richtig“ verhalten?) Inwiefern beschränken diese Normen die Möglichkeiten der Menschen (und vielleicht auch: was ermöglichen diese Normen?) Führen sie zu (un)gleicheren bzw. (un)gerechteren Geschlechterverhältnissen? D.h. ändern sie die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern?
Welche Sanktionen treten auf, wenn Menschen diese Normen und Bilder in Frage stellen bzw. sich nicht nach ihnen verhalten? (Unter „Sanktionen“ können dabei wiederum so kleine Handlungen wie Auslachen oder das Aufkündigen von Freundschaft verstanden werden bis hin zu rechtlicher Diskriminierung bzw. Schlechterstellungen und Ungleichbehandlungen). Wie geht man mit diesen Sanktionen um?
Geschlecht tritt nie im „luftleeren“ Raum auf – Gender Politics fragt auch, wie sich Hierarchien quer zu Geschlecht verhalten. Also: Gibt es Hierarchien zwischen Männern? Oder zwischen Frauen? Entlang welcher Achsen verlaufen diese Hierarchien? Z.B: arm/reich; alt/jung; „InländerIn“/„AusländerIn“; Hetero-/Homosexuell; Position in Institution (z.B. SchülerIn/DirektorIn etc.).
Zentral ist auch die Frage nach Veränderlichkeit und Subversion: Normen und Werte sind nicht stabil und zeitlos – wo finden sich Veränderungsprozesse althergebrachter Bilder? Welche Strategien gibt es, solche Strukturen in Frage zu stellen (politisch institutionell, aktivistisch, literarisch etc.)?
08.11.2009