Androzentrismus

Androzentrismus bezeichnet eine Perspektive auf die Welt, das Männliche als stillschweigende Norm gesetzt und die Frau als Abweichung dieser Norm gesehen. Gleichzeitig wird die männliche Perspektive als neutral und universal verstanden, die weibliche als Sonderfall. Weiße bürgerliche Männer sind demnach gleichbedeutend mit „dem Menschen“, während Frauen ein Geschlecht haben. (Daher wird der Begriff Gender oft fälschlicherweise mit „Frauen“ gleichgesetzt oder so verwendet, als würde er nur Frauen betreffen.)

Deutlich wird der Androzentrismus auch bei der Geschichte der Aufklärung, die die "Gleichheit aller Menschen" behauptete, aber viele waren davon ausgeschlossen. Die Ideale Freiheit, Gleichheit und "Brüderlichkeit" galten nur für Männer. Frauen wurden aus den Menschenrechten ausgeschlossen und die Grunde dafür in der Natur gesucht und gefunden. Der Ausschluss von Frauen aus den Universitäten und vom Wahlrecht wurde beispielsweise mit dem angeblich kleineren Gehirn von Frauen argumentiert.

Ein weiteres Beispiel für Androzentrismus ist der Begriff Arbeit. Bis heute wird darunter vor allem Lohnarbeit außer Hauses verstanden und Hausarbeit nicht als Arbeit gesehen. Damit wird eine bestimmte männliche Erfahrung verallgemeinert, die nicht der Lebensrealität der meisten Frauen entspricht. Ein anderes Beispiel ist die Erforschung von Herzinfarkten, die lange Zeit nur bei Männern untersucht wurden, bis Forscherinnen herausfanden, dass Herzinfarkte bei Frauen anders ablaufen.

24.08.2017