Make your own Theory!

Aktivität

Spiel: Mach deine eigene Theorie!

Methode: Kleingruppen à 3 Personen

Dauer: 1 Unterrichtseinheit

Materialien: Moderationskarten, Tischglocke, Sanduhr

Der Spielablauf ist angelehnt an das Spiel "Nobody is Perfect": Ein Geschlechterstereotyp wird genannt, jede Gruppe soll sich eine Theorie dazu überlegen, die irgendetwas mit der Steinzeit zu tun hat. Diese soll sie auf eine Moderationskarte schreiben. Anschließend werden die Karten eingesammelt, durchgemischt und die Theorien vorgelesen. Jede Gruppe darf einen Tipp abgeben, welche die plausibelste Theorie ist und einen Punkt vergeben. Punkte bekommen die Gruppen, auf die gesetzt wurde. Die Gruppe, die am Schluss die meisten Punkte hat, gewinnt.

Beispiele für Stereotype sind: Warum mögen Mädchen die Farbe Rosa? Warum schlafen Männer im Hotelzimmer näher bei der Tür? Warum können Frauen schlecht einparken? Warum können Männer schlecht zuhören? Warum kaufen Männer nicht gern ein?

„Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind in der Evolution bedingt. In der Steinzeit, bei den Jägern und Sammlerinnen, waren sie notwendig.“ - Solche und ähnliche Theorien sind in der Wissenschaft derzeit ebenso beliebt wie umstritten. Dennoch werden sie in populären Medien weiterhin oft unkritisch verbreitet und sind Teil alltagstheoretischer Vorstellungen über Geschlecht.

Alltagstheorien sind nicht hinterfragte Annahmen über die Welt und ihre Zusammenhänge. Sie sind beeinflusst von wissenschaftlichen Theorien, von Ideologien und eigenen Erfahrungen. Gleichzeitig beeinflussen Alltagstheorien auch die wissenschaftliche Wissensproduktion. Manche wissenschaftlichen Theorien erfahren große Popularität, da sie an Alltagstheorien anknüpfen.

Insbesondere soziobiologische und evolutionspsychologische Geschlechtertheorien erfreuen sich großer Beliebtheit. Argumentationen, die scheinbare Geschlechterunterschiede in die Steinzeit zurückverfolgen und damit ihre überzeitliche Wahrheit belegen wollen, finden sich sowohl in populären Medien wie auch in alltäglichen Gesprächen und Witzen. Das Spiel "Make Your Own Theory!" soll problematische Erklärungen von Geschlechterunterschieden entlarven und die Herstellung von evolutionspsychologischen Geschlechtertheorien praktisch nachvollziehbar machen.

Vorbereitung

Die Kernfrage lautet "Wie werden evolutionspsychologische Geschlechtertheorien gemacht?". Ein Beispiel dafür gibt das Schulbuch „Kernbereiche der Psychologie":

„Die Paartherapeuten Allan und Barbara Pease schrieben […] mehrere Bücher zu diesem Thema [Evolutionstheoretische Geschlechtertheorien]. Das Erfolgskonzept ist recht einfach: Erstens, man nehme typische Witze über Männer und Frauen. […] , zweitends, man nehme eine leicht verständliche Pseudotheorie und erkläre alle Unterschiede zwischen Frau und Mann evolutionsgeschichtlich – der Mann als Jäger und die Frau, die sich in der Höhle um alles kümmern musste [...]" (aus: Karl Lahmer, Kernbereiche der Psychologie Wien: Dorner 2006. S. 160f.).

Die im Projekt Critical Science Literacy enstandene Publikation TATsächlICH. Lehrmaterialien für feministische Zugänge zu Wissenschaft (Wien 2017) eignet sich für eine vertiefende Vorbereitung zum Thema Wissenschaftskritik.

Nachbereitung

  • Erläuterung der Biologisierung von Geschlechterunterschieden
  • Bereitstellung von alternativen Geschlechtertheorien